Die Veröffentlichung des Werks Frank Wedekinds 1891, führte zu einem großen Skandal. Alle Werke Wedekinds sind sehr gesellschaftskritisch. Das Stück durfte wegen der Gesellschaftskritik erst 1906 uraufgeführt werden, wobei trotz allem einige Szenen zensiert wurden. Im Stück Frühlings Erwachen wird die mangelnde Aufklärung der Jugend thematisiert. Das vierzehnjährige Mädchen Wendla wird ungewollt schwanger und stirbt unglücklicherweise an der Abtreibung. Da dies wieder ein Skandal unter den Leuten wäre, entscheidet ihre Mutter, dass der Vorwand für ihre Todesursache die Bleichsucht sein soll. Ein anderer Junge aus dem Dorf bringt sich aufgrund des gesellschaftlichen Drucks um. Die Erwachsenen gehen nicht genug auf die Bedürfnisse der Jugendlichen ein und bringen sie in eine Situation, in der sie unverschuldet als Verlierer dastehen. Wedekind schreibt, statt in hochgestochenem, gekünsteltem Deutsch, in einer eher jugendlichen, gut verständlichen Sprache. Einige Szenen werden nur angedeutet, was dazu führt, dass nicht von Anfang an klar ist, was passiert. Das gehört jedoch zum Werk und hat bei uns einige Diskussionen ausgelöst, weshalb wir dies als positiv empfinden. Die Geschichte ist sehr herausfordernd, wenn man sich wirklich Gedanken machen möchte. Man kann sich mit allem Möglichen auseinandersetzen und verschiedene Interpretationsansätze entwickeln. Der Vermummte Herr ist ein gutes Beispiel. Er übernimmt die Rolle der modernen Eltern ein und ist eine Allegorie für die Freiheit, das gute Leben und die offene Sexualität. Das Buch verstärkt bei uns den Willen, unsere eigenen Kinder später richtig aufzuklären. Frühlings Erwachen zieht sich teilweise in die Länge, aber nichts ist sinnlos. Man sieht den Sinn oft einfach später. Es lohnt sich auf jeden Fall, das Buch zu lesen, denn es ist gut und relativ einfach geschrieben. Dieses Werk macht auf Probleme aufmerksam, die auch heute noch ein Thema sind, wie beispielsweise der Druck der Gesellschaft auf einen einzelnen Menschen.