Hat Frau Bergmann in ihrer Erziehung von Wendla versagt? Ja - obwohl sie nur das Beste für Wendla wollte, konnte sie ihr gegenüber nicht ehrlich und konsequent sein. Ihrer Tochter schlug sie kaum etwas ab, und die Lügen ziehen sich bis über den Tod Wendlas hinaus. Als sie auf deren Grab gravieren liess, dass sie an der Bleichsucht gestorben sei, gab sie den Leuten aus Scham ein völlig falsches Bild über ihren Tod und deren Taten.
Inwiefern kann der Begriff “Tragik” mit dem Buch in Zusammenhang gebracht werden? Man identifiziert sich mit den Hauptpersonen, denn im Grunde ist man selbst entweder schon mal in dieser Situation gewesen, oder befindet sich darin. Die ganzen Probleme, mit denen die Charaktere klar kommen müssen, sind nachvollziehbar. Mit Todesfällen oder gar Selbstmorden werden wir alle konfrontiert. Die Verheimlichung der Ursache von Wendlas Tod trägt zur Tragik des Werks bei.
Was hat es mit den Namen der Professoren auf sich? Mit den seltsamen Namen spielt Wedekind auf Georg Büchners Werk Woyzeck an. Er hat die Parodie der Namen, die Hauptmann und Doktor verwendeten übernommen. Die Professoren werden als inkompetent, rücksichtslos und als schlechte Pädagogen dargestellt. Dies ist an deren sinnlosen Namen ersichtlich; Knochenbruch, Affenschmalz, Fliegentod etc. Man sieht es auch an den schwachköpfigen Dingen die sie machen. Beispielsweise diskutieren sie darüber ein weiteres Fenster zumauern, anstatt sich mit den organisatorischen Aufgaben zu befassen. (S. 53) Welche zwei Auswege sieht Moritz, um dem Druck zu entkommen? Welches sind deren Probleme? Für seine Probleme sieht Moritz entweder den Ausweg, nach Amerika auszuwandern, oder Selbstmord zu begehen. Auf die eine oder andere Art ist sein Ziel die Flucht aus seinem jetzigen Dasein. Moritz' erster Einfall ist es, nach Amerika flüchten. Er ist jedoch Gymnasiast und hat somit keine großen Ersparnisse, welche er für diese Flucht benutzen könnte. Daher entscheidet er sich, Frau Gabor, die ihm relativ nahe steht, in einem Brief um Hilfe zu bitten. Fanny Gabor, die Mutter Melchiors, schlägt ihm seine Bitte ab und möchte ihn ebenfalls von seinem Vorhaben, sich das Leben zu nehmen, abzuhalten. Doch da Moritz nun keinen anderen Ausweg mehr sieht, dem Druck zu entkommen, entschliesst er sich, entgegen Frau Gabors Rat, dazu, sich das Leben zu nehmen.
Wie sah man Ende des 19. Jahrhunderts / Anfang des 20. Jahrhundert die Jugend? Mit den eigenen Kindern sollte man kein zu tiefes und emotionales Verhältnis aufbauen, da zu dieser Zeit die Sterberate der Kinder sehr gross war und die Kinder sehr früh auf sich selbst gestellt werden mussten, da die finanzielle Lage der Familie meist schwierig war. Zudem war der Vater für den Unterhalt zuständig während dem die Mutter für den Nachwuchs die einzige Ansprechperson bei Problemen darstellte. Aber auch diese durfte nicht offen über sexuelle, politische und gesellschaftliche Themen sprechen. Es gehörte sich, die eigenen Töchter und Söhne erst so spät wie möglich aufzuklären. Bis das erlaubte Alter erreicht wurde, sollte man darüber schweigen. Dies führte in vielen Familien zu Situationen, die man gegenüber dem Umfeld verschweigen musste und die, wie beispielsweise bei Wendla, tödlich endeten. Die Jugend durfte nicht die Wahrheit über das menschliche Leben erfahren. Sie wurden als unzurechnungsfähige Menschen angesehen. Als unnütze Phase zwischen Geburt und Tod.
Was hat es mit der kopflosen Königin auf sich? “Das war eine wunderschöne Königin, schön wie die Sonne, schöner als alle Mädchen im Land. Nur war sie leider ohne Kopf auf die Welt gekommen. Sie konnte nicht essen, nicht trinken, konnte nicht sehen, nicht lachen und auch nicht küssen. [...] Da wurde sie eines Tages von einem Könige besiegt, der zufällig zwei Köpfe hatte [...]. Der Oberhofzauberer nahm nun den kleineren der beiden und setzte ihn der Königin auf. Und siehe er stand ihr vortrefflich. Darauf heiratete der König die Königin, und die beiden [...] küssten einander auf die Stirn, auf Wangen und Mund und lebten noch lange lange Jahre glücklich und in Freuden...” (S. 29/30) Seit einiger Zeit hat Moritz diese Geschichte ständig im Kopf. Er stellt sich hübsche Mädchen kopflos vor und er nimmt teilweise gar selbst, die Rolle der kopflosen Königin ein. Er zieht es in Betracht, dass ihm selbst mal einer aufgesetzt würde. (S. 30) So wird Moritz’ Unsicherheit in Bezug zum Sexuellen dargestellt. Sein Kopf wird erst wieder frei sein, nachdem er die ersten eigenen sexuellen Erlebnisse erlebt hat. Momentan ist er eingeschränkt und es wird ihm erst möglich sein, sein Leben normal weiterzuführen, wenn er eigene Erfahrungen gesammelt hat.
Welche Rolle spielt der vermummte Herr? Als Melchior aus der Korrektionsanstalt geflohen ist und Moritz’ Geist ihn zum Selbstmord verleiten will, überredet der vermummte Herr ihn, sich nicht umzubringen. Der vermummte Herr ist wahrscheinlich ein Teil von Melchiors Fantasie. Er übernimmt die Rolle, die eigentlich die Erwachsenen übernehmen hätten sollten. Er zeigt, wie der gesellschaftliche Konflikt gelöst hätte werden können. Die Elterngeneration hätte mehr auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen eingehen müssen. Er sagt, dass er Melchior die Welt zeigen würde (S.81) und legt seinen Arm in seinen (S.82).