Die Geschichte findet 1892 statt. Kurz nach der Zeit, in der Wedekind das Stück schrieb und es zum ersten Mal erschien. Die Gesellschaft war sehr verschlossen. Hauptsächlich die Verschlossenheit und Tabuisierung aller möglichen Themen spiegeln sich in seinem Werk. Die Jugend versucht, herauszufinden, wie die Fortpflanzung funktioniert, wobei kein Erwachsener die Verantwortung übernimmt, sie aufzuklären. Die Erwachsenen gehen im gesamten Stück nicht auf die Bedürfnisse ihrer Kinder ein. Sie haben Angst davor, ihren Ruf in der Gesellschaft zu verlieren. Sie haben sogar mehr Angst vor dem, was andere denken, als ihre Kinder, was für das Jugendalter eigentlich typisch wäre. Dies sieht man an Frau Bergmann: Obwohl sie genau weiss, woran ihre Tochter Wendla gestorben ist, entscheidet sie sich dafür, ihr Umfeld zu belügen, damit sie nicht in eine unangenehme Situation gerät. Vielleicht wäre diese Situation sogar der Auslöser für eine grundlegende Veränderung gewesen. Aus dieser Situation hätten andere Eltern aufgerüttelt werden können. Denn diese hätten sich wahrscheinlich Sorgen um ihre Kinder gemacht und sie frühzeitig und ehrlich aufgeklärt. Eine Figur aus dem Buch ist Ilse. Ilse geht in die Welt hinaus und erlebt unglaublich viel. Sie kennt sich auch im Bereich der Sexualität gut aus. So dient sie den Jugendlichen als Vorbild, denn diese sollen ihr Leben leben und geniessen. Sie sollen ihre Zukunft selbst in die Hand nehmen und etwas daraus machen. Ilse stellt den Gegensatz zu den Eltern und Erziehern der Protagonisten dar. Die junge Frau dient den Eltern der Protagonistinen auf selbe Art und Weise wie Frank Wedekind uns Lesern dient: Sie will auf die herrschenden Probleme aufmerksam machen. Und doch steht sie im anderen Extremen. Sie ist vollkommen auf sich selbst gestellt und wird in der Stadt von Künstlern bedrängt. Obwohl sie eigentlich frei ist, wird ihr dadurch nicht vollkommenes Glück zuteil. Ihre Familie kümmert sich kaum um sie, wodurch ihr wiederum Leid verfährt. Wedekind hat so den Kontrast zwischen vollkommener Kontrolle und Verschwiegenheit in der Erziehung und vollkommener Freiheit in der Erziehung dargestellt. Dieser Kontrast zeigt auf, dass keiner der beiden Ansätze funktioniert.